Wissenschaftler des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) haben das Modell „Erneuerbare-Energien-Pool“ entwickelt, um die Strompreise in Deutschland dauerhaft zu senken und zu stabilisieren. Das Modell zielt darauf ab, durch eine zentrale Bündelung und Verteilung der Einnahmen aus erneuerbaren Energien den Strommarkt effizienter zu gestalten.
Anlagenbetreiber schließen Verträge mit staatlichen Agenturen
Das Modell „Erneuerbare-Energien-Pool“ besteht aus drei Hauptelementen. Das erste Element sind langfristige Verträge, die Produzenten erneuerbarer Energien mit einer staatlichen Agentur abschließen. Die Agentur garantiert den Betreibern einen festen Abnahmepreis für den erzeugten Strom. Diese Preisgarantie bietet den Anlagenbetreibern eine hohe Planungssicherheit. Sollte der Marktpreis über den Vertragspreis hinausgehen, müssen die Anlagenbetreiber die überschüssigen Erlöse an die staatliche Agentur zurückzahlen. Sollte der Strompreis hingegen unter den Vertragspreis fallen, erstattet die staatliche Agentur dem Betreiber die Differenz. Diese Regelung sorgt für eine Stabilisierung der Einnahmen und reduziert das Marktrisiko für die Betreiber.
Pooling diversifiziert die Stromproduktion
Das zweite Element des Modells ist die zentrale Bündelung der Verträge in einem Pool. Alle Anlagen für erneuerbare Energien werden in diesen zentralen Pool eingebunden, der die erzeugte Energie sammelt und gebündelt auf dem Strommarkt verkauft. Durch die Bündelung wird die Marktintegration erneuerbarer Energien verbessert und die Großhandelspreise gesenkt. Die zentralisierte Vermarktung ermöglicht eine effizientere Steuerung der Energieeinspeisung und trägt zur Stabilität des Stromnetzes bei.
Vertragskonditionen erreichen Stromverbraucher privater Haushalte
Als drittes Element sieht das Konzept vor, dass die Vertragskonditionen auch für Stromkunden in privaten Haushalten und in der Wirtschaft gelten. Diese Konditionen würden den privaten Haushalten und Unternehmen ebenfalls einen festen Strompreis garantieren und sie so vor starken Preisschwankungen schützen. Durch die festen Preise könnten Haushalte und Unternehmen ihre Energiekosten besser kalkulieren und würden nicht von den volatilen Preisen am Strommarkt überrascht werden. Dies würde zu einer höheren Planungssicherheit und Stabilität für alle Beteiligten führen.
Ziele des Modells „Erneuerbare-Energien-Pool“
Das Hauptziel des Modells ist es, die Strompreise für Verbraucher zu senken und langfristig stabil zu halten. Durch die Bündelung der erneuerbaren Energiequellen wird die Versorgungssicherheit erhöht, was sich positiv auf die Strompreise auswirken soll. Der „Erneuerbare-Energien-Pool“ trägt dazu bei, die Strompreisvolatilität zu reduzieren, indem er die Einnahmen der Erzeuger stabilisiert und eine konstante Einspeisung erneuerbarer Energien gewährleistet.
Über das Poolkonzept kommt der Kostenvorteil der Erneuerbaren außerdem direkt bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern an. Dies wirkt Ängsten und Verunsicherung entgegen und schafft Akzeptanz für die Energiewende.
Studienautor Mats Kröger vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung
Zudem wird die Förderung erneuerbarer Energien gestärkt, da die Einnahmen der Anlagenbetreiber abgesichert sind. Dies erleichtert die Finanzierung neuer Projekte und unterstützt die Energiewende. Langfristig soll das Modell auch dazu beitragen, die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu reduzieren und die CO2-Emissionen zu senken, was wiederum positive Auswirkungen auf die Strompreise und die Umwelt hat.
Vorteile für Anlagenbetreiber
Für Betreiber von Anlagen erneuerbarer Energien bietet der „Erneuerbare-Energien-Pool“ mehrere Vorteile. Sie profitieren von einer sicheren Einkommensquelle, da die Einnahmen aus dem Pool gleichmäßig verteilt werden. Dies führt zu langfristigen Preisgarantien und reduziert die Marktrisiken, was die Planungssicherheit für Investitionen in erneuerbare Energien erhöht. Besonders in Zeiten schwankender Strompreise auf dem freien Markt bietet dieses Modell eine stabile und vorhersehbare Einnahmequelle.
Darüber hinaus wird durch das Modell der administrative Aufwand für die Betreiber reduziert. Anstatt sich selbst um den Verkauf und die Vermarktung ihres Stroms kümmern zu müssen, übernehmen zentrale Stellen diese Aufgaben. Dieses Vorgehen vereinfacht den Betriebsablauf und ermöglicht es den Betreibern, sich auf die Optimierung ihrer Anlagen zu konzentrieren. Zudem könnte das Modell dazu beitragen, die Akzeptanz erneuerbarer Energien in der Bevölkerung zu erhöhen, da es stabile und vorhersehbare Strompreise fördert.
Aktuelle Strompreise 2024
Aktuell sind die Strompreise in Deutschland durch hohe Netzentgelte, Steuern und Abgaben stark belastet. Der durchschnittliche Strompreis für Haushalte lag im Juni 2024 bei etwa 36 Cent pro Kilowattstunde (kWh). Neukunden zahlten im Juni 2024 zwischen 23 und 27 Cent je Kilowattstunde (kWh). Die Netzentgelte und die EEG-Umlage (Erneuerbare-Energien-Gesetz) machen einen erheblichen Teil der Strompreise aus. Das Modell des DIW könnte eine signifikante Entlastung für Verbraucher bringen, indem es die Kosten für erneuerbare Energien effizienter verteilt und so die Umlagen senkt. Dies würde die Gesamtkosten für den Stromverbraucher reduzieren und gleichzeitig die Versorgungssicherheit erhöhen.
Die Umsetzung des Modells würde voraussichtlich zu einer stabileren Strompreisentwicklung führen und die Energiewende unterstützen. Experten des DIW schätzen, dass durch den „Erneuerbare-Energien-Pool“ die durchschnittlichen Strompreise um mehrere Cent pro Kilowattstunde (kWh) gesenkt werden könnten. Dies wäre besonders für Haushalte und kleinere Unternehmen von Vorteil, die stark unter den hohen Energiekosten leiden. Die langfristige Preisgarantie und die Reduzierung der Großhandelspreise könnten zudem neue Investitionen in den deutschen Strommarkt anziehen und die Wettbewerbsfähigkeit der erneuerbaren Energien stärken.
Quelle
Die Nachricht bezieht sich auf den Bericht von Karsten Neuhoff, Mats Kröger und Leon Stolle des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) vom April 2024. Eine übersichtliche Darstellung des Erneuerbare-Energien-Pools finden Sie im DIW-Wochenbericht, öffentlich einsehbar unter folgendem Link: